
Manchmal lügen Tabellen. Und manchmal sagen sie alles.
Wenn die U20-Nationalteams der Schweiz und Deutschlands bei dieser Weltmeisterschaft aufeinandertreffen, dann tun sie das zwar mit derselben Ausbeute null Siege, aber aus sehr unterschiedlichen Ausgangslagen heraus.
Die nackten Zahlen wirken zunächst ernüchternd für beide Seiten. Kein Erfolg, kein Momentum, kein Spiel, das man sich im Nachhinein schönreden könnte. Und doch lohnt sich ein zweiter Blick. Denn wer genauer hinsieht, erkennt schnell: Die Schweiz steht anders da als Deutschland. Und zwar deutlich.
Die Schweizer haben bislang erst zwei Partien absolviert. Zwei Niederlagen, ja aber keine, die das Team zerlegt hätte. Sechs Gegentore, drei eigene Treffer. Eine Tordifferenz von minus drei. Das ist kein Ruhmesblatt, aber es ist stabil. Es erzählt die Geschichte einer Mannschaft, die mithalten kann, die Spiele offen hält, die sich nicht abschießen lässt.
Deutschland hingegen hat bereits drei Spiele hinter sich. Drei Niederlagen. Achtzehn Gegentore. Fünf eigene Treffer. Minus dreizehn. Das ist kein statistisches Rauschen mehr, das ist ein strukturelles Problem. Vor allem defensiv. Vor allem dann, wenn der Gegner das Tempo anzieht. Und genau hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen diesen beiden Teams:
Die Schweiz verliert Spiele Deutschland verliert Kontrolle.
Während die Eidgenossen defensiv kompakt stehen, Wege zum eigenen Tor zustellen und ihrem Goalie zumindest eine Chance geben, wirken die deutschen Auftritte phasenweise fahrig. Zu große Abstände, verlorene Duelle, Gegentore in Serien. Spiele kippen und kippen dann komplett.
Natürlich hat auch die Schweiz offensiv ihre Probleme. Drei Tore in zwei Spielen sind kein Wert, der Angst macht. Aber sie sind Ausdruck einer gewissen Effizienz. Deutschland hat zwar mehr Tore erzielt, brauchte dafür jedoch ein Spiel mehr und zahlte jeden offensiven Moment mit defensiver Instabilität.
Psychologisch verschärft sich die Lage zusätzlich. Deutschland steht nach drei Niederlagen mit dem Rücken zur Wand. Jeder Fehler wird schwerer, jeder Gegentreffer wirkt doppelt. Die Schweiz dagegen weiß: Dieses Turnier ist noch nicht gelaufen. Mit einem Sieg wäre man wieder mitten im Rennen um die entscheidenden Plätze.
Dieses direkte Duell ist deshalb mehr als nur ein weiteres Gruppenspiel. Für Deutschland ist es fast schon ein Endspiel. Für die Schweiz eine Chance. Wer auf die Zahlen schaut, sieht einen leichten Favoriten.
Wer auf die Spielverläufe schaut, ebenfalls, und wer auf die Struktur achtet, erst recht. Die Schweiz bringt Ordnung, Geduld und defensive Stabilität mit.Deutschland braucht an diesem Tag Disziplin, ein starkes Goaltending und ein Spiel ohne Einbruch.
Denn eines ist klar:
Noch haben beide Teams nichts gewonnen. Aber nur eines hat bislang gezeigt, dass es zumindest nicht dabei ist, sich selbst zu verlieren.



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