
Es sind diese Phasen in einer langen DEL-Saison, in denen sich ein Team fühlen kann, als würde es gleichzeitig auf zwei Gleisen fahren: Auf dem einen dampft die Lok unaufhaltsam Richtung Tabellenspitze, auf dem anderen rutscht man plötzlich auf nassem Stahl aus. Für den ERC Ingolstadt lagen diese beiden Gleise nur wenige Tage auseinander.
Im Münchner Hexenkessel gestoppt
Elf Siege in Serie das ist kein laues Lüftchen, sondern ein Orkan, der durch die Liga fegt. Doch im ausverkauften SAP Garden wartete ein Gegner, der genau wusste, wie man einem solchen Sturm den Wind aus den Segeln nehmen kann. München presste früh, spielte mit einer Klarheit im Forecheck, die die Ingolstädter Defensive gleich mehrfach ins Schwimmen brachte.
Brett Brochu verzögerte das Unvermeidliche mit zwei starken Paraden gegen Brooks und Oswald, doch in der 8. Minute war auch sein Widerstand gebrochen: Jeremy McKenna fälschte im Slot unhaltbar ab 1:0, und erstmals war der ERC im Rückwärtsgang.
Die Panther arbeiteten sich danach zurück, erspielten sich minutenweise ihr typisches, druckvolles Offensivmuster. Schmölz aus dem Bully direkt, Breton mit einem One Timer, Pietta mit dem vertrackten Ablenker alles gute Versuche, allesamt entschärft von Antoine Bibeau, der zwischen den Pfosten der Roten Bullen so wirkte, als hätte er für diesen Abend die innere Ruhe eines Leuchtturms gebucht.
Das zweite Drittel glich einer taktischen Schachpartie. München lauerte, Ingolstadt kämpfte um Rhythmus. Der Pfostenschuss von Krening nach einem Ingolstädter Fehler ließ den Garden laut aufschrecken, aber auch Brochu setzte Zeichen etwa mit einem starken Schoner gegen Hagers Direktschuss im Powerplay.
Als Ingolstadt im Schlussdrittel endlich mehr Druck entwickelte, schien der Ausgleich mehrmals zum Greifen nah. Besonders Bretons Schlenzer in der 52. Minute, der nur Metall küsste, war ein Moment, in dem man aus Panther-Sicht kurz innehalten musste. Doch die Pucksprünge hatten sich an diesem Abend längst entschieden. Und als Pokka mit dem Empty Net den Deckel draufsetzte, war klar: Diese Serie findet ihr Ende nicht im Donner, sondern in einem sauberen Münchner 2:0.
Zurück zuhause und zurück im Erfolgsmodus
Fünf Tage später dasselbe Team aber ein ganz anderes Gefühl. Der Saturn Palast brummte, und Ingolstadt tat das, was der Verein in diesem Winter zuhause fast schon reflexartig tut: gewinnen. Gegen die Schwenninger Wild Wings gelang der zwölfte Heimsieg am Stück, ein Statement in einer Liga, die sonst selten verlässliche Konstanten bietet.
Schwenningen traf früh nach einem Fehler in der Ingolstädter Zone, doch genau diese Art Rückschlag ist es, die die Panther daheim fast schon ankurbelt. Nur zwei Minuten nach dem 0:1 packte Riley Barber seinen feinen Handgelenksschuss aus und knallte die Scheibe herrlich in den Winkel der Ausgleich wie ein Anker für die eigene Identität.
Der Mittelabschnitt gehörte klar dem ERC. Schmölz sorgte im Powerplay für die verdiente Führung, doch der erneute Ausgleich durch einen Spink-Penalty riss das Spiel wieder auf. Es entwickelte sich nun ein zähes Duell, geprägt von langen Zonenwechseln und intensivem Zweikampfspiel bis Myles Powell das Momentum endgültig neu schrieb. Sein trockener Schuss unter die Latte zum 3:2 eröffnete ein Schlussdrittel, das Ingolstadt diesmal nicht mehr aus der Hand gab.
Brochu, der in München trotz Niederlage schon exzellent war, verhinderte mit einer Glanzparade gegen Spink den sofortigen Rückschlag. Danach war die Richtung klar: Schwenningen zog den Goalie, Ingolstadt zog den Stecker. Zwei Empty-Net-Treffer Powell erneut und Abbandonato machten aus einem engen Spiel ein 5:2 und aus einer Heimstatistik ein Ausrufezeichen.
French nach dem Sieg: Zwischen Analyse und Anerkennung
Trainer Mark French fasste es später nüchtern und dennoch mit Anerkennung zusammen: Sein Team habe „engagiert“ gespielt, habe sofort auf das frühe Gegentor reagiert und im dritten Drittel das entscheidende Momentum erzwungen. Ganz beiläufig erwähnte er Brochus Leistung doch in Wahrheit war der Goalie an diesem Abend wieder jener sichere Fixpunkt, der die Skyline einer starken Mannschaft abrundet.
Fazit: Zwischen Rückschlag und Reifeprüfung
Die Woche des ERC war mehr als nur ein Sieg und eine Niederlage. Sie war ein kleiner Mikrokosmos der Saison: Auswärtsschwankungen, zuhause fast unantastbar, dazwischen ein Torhüter, der immer mehr in Richtung Liga-Topniveau zeigt und eine Offensive, die selten lange schläft.
Die Serie ist gerissen. Die nächste läuft bereits.



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