
Es gibt Wochenenden, die fühlen sich im Kalender harmlos an, aber auf dem Eis ganze Romane schreiben. Für die Fischtown Pinguins war dieses zweite Adventswochenende genau so eines: Freitag in Schwenningen ein Auftritt, der nach purem Selbstvertrauen roch Sonntag zuhause gegen Köln eine Partie, die zwischen Heldentaten, Pechsträhnen und einem medizinischen Schockmoment mäanderte. Ein Eishockey-Wochenende mit allem, was das Sportlerherz bewegt: Jubel, Frust, Adrenalin. Und Momente, bei denen man kurz die Luft anhält.
6:2 in Schwenningen ein Auswärtssieg wie aus einem Guss
Den Auftakt setzen die Pinguins auswärts bei den Wild Wings und sie tun es so, wie man ein Wochenende gerne beginnt: laut, entschlossen und mit einer Effizienz, die im Mittelabschnitt fast schon bedrohlich wirkte. Dass Coach Alex Sulzer auf Maxim Rausch und Max Görtz verzichten musste, schien das Team eher wachzurütteln als zu bremsen. Fabian Herrmann rückte rein, und wie man das als Ersatzspieler idealerweise macht, knipste er prompt zum wichtigen 2:2-Ausgleich.
Dabei war der Start gar nicht glamourös. Schwenningen blockte, was zu blocken ging, und der frühe Rückstand in Unterzahl ließ kurz die Stirn runzeln. Doch dann kam dieser kleine Hockey-Zauber: Ein Puck springt aus der Rundung direkt vor die Kelle von Alex Friesen und plötzlich steht’s 1:1. Schwenningen antwortet effektiv, aber Bremerhaven antwortet häufiger.
Und dann dieses zweite Drittel: Conrad fälscht clever ab, Urbas hebt die Rückhand unter die Latte wie aus dem Lehrbuch, Friesen schnürt den Doppelpack. Drei Treffer in acht Minuten und damit war die Partie, trotz später Schwenninger Druckphase, praktisch entschieden.
Colt Conrad schließlich mit der finalen Abrundung: sein zweites Tip-In des Abends macht das 6:2 perfekt. Ein Auswärtssieg, der so rund wirkt, dass man ihn als Musterbeispiel der Kategorie „gute Teams finden Wege“ einsortiert.
2:5 gegen Köln viel Aufwand, wenig Ertrag und ein Moment, der alles überschattet
Zwei Tage später dann das Kontrastprogramm in der heimischen Eisarena und zwar eines, das in seiner Dramatik vom Ergebnis nur unzureichend beschrieben wird.
Köln kam mit Tempo, Präzision und einem Juvonen zwischen den Pfosten, der sich zeitweise wie eine Naturgewalt anfühlte. 36 Schüsse feuerten die Pinguins ab, 34 davon fraß der Finne einfach weg. Unerbittlich. Und jedes Mal, wenn Bremerhaven dran war, drehte Köln das Momentum: erst Schnarr, dann Kammerer per One-Timer, später Bokk und Kemiläinen ein Lehrstück in Sachen Chancenverwertung.
Und doch hatten die Pinguins ihr Comeback-Moment: Verlic im Powerplay zum 1:2, Abt kurz danach zum 2:2. Die Halle vibrierte. Man spürte förmlich, wie die Partie kippen könnte.
Dann kam die Szene, die allen den Puls stopfte
Im Slot kommt Christian Wejse zum Abschluss, Juvonen hält und im Nachsetzen trifft ihn ein Kölner Spieler unglücklich mit der Schlittschuhkufe am Kopf. Blut auf dem Eis, sofortige Unterbrechung, die Eisarena schlägt kollektiv die Hände vors Gesicht. Wejse verlässt das Eis zwar auf eigenen Beinen, aber die Sorge bleibt. Solche Szenen erinnern daran, wie dünn die Linie manchmal ist, auf der sich dieser Sport bewegt.
Nach der vorgezogenen Eisreinigung benötigten beide Teams Minuten, um mental wieder ins Spiel zu finden. Doch in der Summe blieb Köln konsequenter und Juvonen unbezwingbar. Spätestens MacInnis’ Treffer kurz vor Ablauf einer Strafe zum 2:5 war der endgültige Genickschlag eines Spiels, das Bremerhaven deutlich besser bestritt, als es das Ergebnis vermuten lässt.
Fazit Ein Wochenende mit zwei Wahrheiten
Die Pinguins verlassen das Wochenende mit einer Bilanz, die nur halb gerecht ist: ein herausragender Auswärtssieg, gefolgt von einer Heimniederlage, die trotz starker Leistung vor allem an einem Hyper-Goaltender und einem bitteren Verletzungsmoment hing.
Sportlich nehmen die Bremerhavener mit, dass sie mit Tempo, Druck und Tiefe gewinnen können und dass sie in Spielen wie gegen Köln schlicht die letzte Präzision brauchen. Emotional nehmen sie vor allem eines mit: den Wunsch, dass Christian Wejse schnell und vollständig genesen möge.
Denn manchmal ist das Ergebnis nur die Fußnote und die Menschlichkeit der große Hauptsatz.



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