Zwischen Derby-Delight und Derby-Drama: Nürnbergs Achterbahnfahrt gegen Augsburg und Ingolstadt

Die Nürnberg Ice Tigers lieferten binnen 48 Stunden zwei Derbys, die unterschiedlicher kaum hätten ausfallen können: Erst ein souveräner 5:1-Auswärtssieg in Augsburg dann eine knappe, bittere 3:5-Heimniederlage gegen den formstarken ERC Ingolstadt. Ein Wochenende, das perfekt zeigt, wo dieses Team steht: Mitreißend, mutig, gefährlich aber noch nicht immer konstant über 120 Derby-Minuten.

Der Freitag in Augsburg: Eiskalt, effizient, erwachsen

Mit der Rückkehr von Samuel Dove-McFalls und immerhin zehn verfügbaren Stürmern wollten die Ice Tigers das Derby beim AEV mit Stabilität angehen und legten direkt die Reife eines Spitzenteams an den Tag.

Augsburg begann zwar aktiver, aber Nürnberg schlug mit der ersten echten Chance zu: Ein kapitaler Panther-Fehler, Greg Meireles übernimmt den Puck, wartet, verzögert 1:0 Nürnberg nach fünf Minuten.

Während Augsburg einen Schuss nach dem anderen abgab, spielte Niklas Treutle so, wie man ihn aus besten Zeiten kennt: ruhig, kompromisslos, präsent. Die Ice Tigers dagegen suchten ihre Nadelstiche und fanden sie. Kurz vor Drittelende erhöhte Tyler Spezia mit einem traumhaften Rückhandschuss zum 2:0.

Auch im zweiten Drittel blieb Nürnberg das reifere Team. Timo Bakos krönte seinen Derby-Abend in seiner Heimat mit dem ersten DEL-Tor seiner Karriere natürlich wieder ein Rückhandschlenzer, natürlich perfekt unter die Latte. Meireles, der Puck-Magnet des Abends, leitete auch dieses Tor clever ein.

Die Schlüsselszene folgte aber in der 31. Minute: Treutle gewinnt ein Duell Mann gegen Mann gegen Grenier, im Gegenzug wird Gerard bei seinem Breakaway gefoult. Kein Tor aber Nürnberg blieb voll da.

Kurz vor der zweiten Pause sorgte Brett Murray dann für die Vorentscheidung: Tempo über rechts, sauberer Abschluss ins lange Eck, 4:0. Der Rest: souverän runtergespielt. Spezia legte im Schlussdrittel noch das 5:0 nach, ehe Busdeker den Augsburger Ehrentreffer markierte.

Ein Statement-Sieg. Ein Derby zum Genießen. Ein Abend, der zeigte, wie gut dieses Team sein kann.

Der Sonntag gegen Ingolstadt: Von Feuerwerk zu Frust

Zwei Tage später wollte Nürnberg den Liga-Hochstarter aus Ingolstadt stoppen und das ohne Angst vor großen Namen. Eugen Alanov kehrte zurück, elf Stürmer standen bereit, und das Spiel begann wie aus dem Lehrbuch:

Bullygewinn, Handgelenkschuss Ustorf, Murray fälscht ab 1:0 nach 62 Sekunden.

Es entwickelte sich ein wildes, schnelles, offenes Derby. Chancen im Sekundentakt. Treutle musste früh retten, Gerard scheiterte an Brochu, und Ingolstadt glich schließlich per Deflection zum 1:1 aus. Die Schanzer waren nun im Spiel und drehten es durch Schmölz zum 1:2. Doch Nürnberg antwortete wie ein Spitzenteam: Meireles bedient Eham, Direct Shot 2:2, verdient, hart erarbeitet, emotional.

Nach der Pause übernahm Ingolstadt die Kontrolle und ging erneut in Führung. Nürnberg brauchte ein paar Minuten, um zurück in die Spur zu finden, hatte aber in der Folge Top-Chancen durch Spezia, Headrick und Barratt. Im Schlussdrittel folgte der große Nürnberg-Moment: Die Ice Tigers kamen mit Feuer heraus, drückten Ingolstadt tief, und Greg Meireles hämmerte in Überzahl den One-Timer zum 3:3 ins lange Eck. Arena explodiert. Momentum komplett gekippt.

Doch dann kam der Sonntagsschuss: ein spitzer Winkel, Abbandonato löst aus und irgendwie rutscht die Scheibe zum 3:4 durch. Ein bitteres Gegentor in einem Spiel, in dem die Ice Tigers so viel richtig machten. Das Empty-Net-Goal zum 3:5 war dann nur noch Ergebnisverwaltung.

Ein Duell auf Augenhöhe, ein Derby, das man nicht verlieren muss aber am Ende doch verliert.

Fazit: Zwei Spiele, zwei Gesichter und ein klarer Trend

Die Ice Tigers zeigten an diesem Wochenende sowohl ihre Stärken als auch die Punkte, an denen sie weiter wachsen müssen:

Was richtig stark war

Treutle in Playoff-Form Die Tiefe im Angriff, sobald Meireles, Murray & Spezia rollen Die defensive Stabilität im 5-gegen-5 Die Rückkehrer (Dove-McFalls, Alanov) geben Struktur

Was noch fehlt

Die Kaltschnäuzigkeit in engen Spielen Konsequenz in Schlüsselminuten Die Breakaway-Effizienz

Und trotzdem: Dieses Team hat eine Identität. Tempo. Härte. Energie. Und offensiv all das, was die Liga fürchtet.

Wenn Nürnberg die Top-Momente häufiger als Team konservieren kann, wird aus einem guten Derby-Wochenende bald ein großartiges.