
Es gibt Augenblicke im Sport, an denen du fühlst, dass etwas endet und etwas Größeres beginnt. Als in der Saturn-Arena die Sirene verklang und der Scheinwerfer auf das Banner mit der Nummer 39 fiel, war klar: Dieser Moment gehört nicht einer Saison, nicht einmal einem Spieler. Er gehört der Geschichte.
Die Fans standen, wie sie schon so oft für ihn gestanden haben. Doch diesmal warteten sie nicht auf ein Tor. Keine Vorlage. Kein Comeback. Sie warteten auf den letzten Aufstieg den in die Höhe der Arena. Denn oben, unter dem Hallendach, hängt seit diesem Abend das Trikot von Thomas Greilinger. Und dort wird es bleiben. Nicht als Erinnerung. Sondern als Vermächtnis.
Es war die letzte Sirene für die 39 doch wer genau hinhörte, spürte: Eigentlich war es der Anfang der Unsterblichkeit.
Der Wechsel, der alles veränderte
Saison 2008/09: Greilinger unterschreibt beim ERC Ingolstadt. Auf dem Papier ein guter Transfer auf dem Eis der Beginn einer Ära. Elf Jahre wurden daraus. Jahre, in denen die Panther nicht nur einen Spieler verpflichteten, sondern ein Gesicht, einen Stil, ein Statement.
587 Spiele, 495 Scorerpunkte, unzählige Schlüsselmomente. Statistiken waren bei ihm nie nur Zahlen sie wurden zu Geschichten. Geschichten von Linksaußen, der ein Spiel mit einem einzigen Schuss kippen konnte. Von einem Spieler, der das Momentum nicht suchte sondern holte.
Das Jahr, in dem alle hinsahen
Manchmal braucht selbst eine konstante Karriere einen lauten Moment. Bei Greilinger kam er 2009/10: DEL-Spieler des Jahres. Toptorschütze der Liga. Der Beweis, dass man keine große Show braucht, um das Spotlight zu verdienen man braucht nur das richtige Timing und den unbedingten Willen, Verantwortung nicht zu fürchten.
Von diesem Zeitpunkt an wusste jeder: Der ERC hat keinen Mitläufer verpflichtet. Er hat einen Taktgeber gefunden.
2014: das Meisterstück
Der heiligste Satz im Ingolstädter Eishockey beginnt mit „Weißt du noch 2014…?“
Denn das Meisterjahr ist mehr als ein Pokal. Es ist ein inneres Gefühl, das nie ganz verschwindet. Der Außenseiter, der plötzlich Champion ist. Die Mannschaft, die niemand so richtig auf der Rechnung hatte und dann jeden überholt.
In dieser Mannschaft war Thomas Greilinger kein Statist er war einer der Träger dieser Sensation. Er traf, er führte, er entschied. Und als der Pokal endlich in die Höhe ging, war Greilinger nicht nur Teil des Teams. Er war Teil der Geschichte des Vereins.
Das Ende ohne Drama
2019 verließ Greilinger die DEL. Kein großes Farewell, kein Theater. Nur ehrliche Worte, ein respektvoller Abschied und der Satz, der ihn perfekt beschreibt: „Ich wollte nie im Mittelpunkt stehen, ich wollte nur Eishockey spielen.“
Doch genau diese Haltung hat ihn zum Mittelpunkt gemacht. Die Fans merkten schnell: Hier geht nicht nur ein Profi. Hier endet eine Ära leise, aber mit Bedeutung.
Warum die 39 nie wieder vergeben wird
Eine Trikotnummer unter das Hallendach zu ziehen das ist im Eishockey eine der höchsten Formen von Anerkennung. Vor Greilinger durften nur vier Panther diese Ehre erfahren. Doch er ist der erste Deutsche, dessen Nummer in der Saturn-Arena offiziell „retired“ wurde.
Als das Banner nach oben gefahren wurde, standen seine zwei Söhne neben ihm. Viele in der Halle hatten Tränen in den Augen. Denn dieser Moment war kein Abschied. Er war ein Danke. Ein „Ohne dich wären wir nicht hier.“
Die 39 hängt jetzt über dem Eis. Nicht als Symbol des Endes. Sondern als Einladung: So kann man Eishockey leben. So kann man einen Klub prägen.
Was bleibt
Was bleibt nach 587 Spielen? Nach 495 Punkten? Nach mehr als einem Jahrzehnt voller Verantwortung?
Nicht nur Statistiken. Sondern Haltung.
Nicht nur Präsenz. Sondern Wirkung.
Nicht nur ein Name. Sondern ein Echo.
Thomas Greilinger hat Ingolstadt nicht verlassen er ist geblieben. In Momenten, in Erinnerungen, in Geschichten, die man heute schon den Nachwuchsspielern erzählt. Von Pässen durch Lücken, die niemand sah. Von Schüssen, die man schon im Jubel hörte. Von einem Spieler, der nie laut war aber immer klar.
Die 39 hat nicht aufgehört zu spielen. Sie spielt nur jetzt woanders.
Wenn du heute die Saturn-Arena betrittst, musst du nicht auf den Spielberichtsbogen schauen, um zu wissen, dass Greile dabei ist. Du musst nur nach oben schauen. Da hängt keine Nummer. Da hängt ein Vermächtnis.
Ein Panther, für immer.
Ein Spieler, unersetzbar.
Eine letzte Sirene, und ein Anfang, der niemals endet.



Hinterlasse einen Kommentar