
Nach über sieben Jahren in Straubing beginnt für Tom Pokel ein neues Kapitel. Die Löwen Frankfurt haben den 58-jährigen US-Coach als neuen Headcoach vorgestellt und setzen damit auf einen Mann, der in der DEL längst bewiesen hat, wie man aus wenig viel macht.
Ein Baumeister aus Wisconsin
Pokel stammt aus Green Bay, Wisconsin, der Stadt der Packers und bringt diesen rustikalen, ehrlichen Arbeitsethos mit, der ihn über Jahrzehnte durch halb Europa getragen hat. Vom EHC Timmendorfer Strand über Bietigheim, Graz und Bozen bis hin zu den Straubing Tigers hat er überall eines gezeigt: Stabilität. Seine Teams sind selten spektakulär, aber fast immer unangenehm, strukturiert und taktisch durchdacht.
Wer Pokel länger beobachtet hat, weiß: Er ist kein Lautsprecher. Kein Blender. Sondern ein Tüftler, der lieber morgens um sieben am Videotisch sitzt als in der Pressekonferenz markige Sprüche abliefert. Und genau das könnte Frankfurt jetzt brauchen.
Sieben Jahre Straubing aus dem Außenseiter ein Faktor
Als Pokel 2017 in Straubing unterschrieb, war das Team eine Art Fahrstuhlmannschaft: sportlich limitiert, finanziell sowieso. Heute stehen die Tigers als Playoff-Dauergast da und haben sich sogar in der Champions Hockey League etabliert. Das war zu großen Teilen Pokels Werk.
Unter seiner Leitung wurde in Niederbayern systematisch aufgebaut: Strukturen, Fitness, Rekrutierung, Spielkultur. Straubing spielte mit einer klaren Identität aggressiv in der Neutralzone, schnörkellos im Aufbau, physisch stark an den Banden. Pokel verstand es, nordamerikanische Grundprinzipien mit europäischer Disziplin zu verbinden. Dafür wurde er 2020 völlig zu Recht zum DEL-Trainer des Jahres gewählt.
Dass er im Februar 2025 nach einer Schwächephase freigestellt wurde, sagt mehr über den Erwartungsdruck im modernen Eishockey als über seine Fähigkeiten. Kaum ein Trainer war in der DEL so lange im Amt wie er. In der heutigen Zeit ist das fast ein Wunder.
Frankfurt ruft und Pokel antwortet
Die Löwen Frankfurt hatten zuletzt eine Saison zum Vergessen. Zu viele Gegentore, zu wenig Struktur, kein klares Profil. Pokel soll das ändern. Er gilt als jemand, der Teams erdet, der Spieler fordert, aber nie überfordert. Ein Trainer, der an Automatismen glaubt, nicht an Glück.
Für Frankfurt ist die Verpflichtung deshalb ein klares Statement: Man will raus aus der grauen Zone zwischen Rebuild und Anspruch. Pokel bringt die nötige Erfahrung, um ein Team über mehrere Jahre zu formen genau das, was Frankfurt bislang gefehlt hat.
Der Trainer als Handwerker, nicht als Prophet
In einer Liga, in der viele Clubs auf Namen und „Impact Signings“ setzen, wirkt Pokel fast schon altmodisch. Kein Marketing-Gesicht, keine „Mission Statements“. Dafür ein Coach, der lieber ein 2:1 sauber runtercoacht als ein 7:6 spekulativ gewinnt. Und das ist keine Schwäche, sondern seine größte Stärke.
Wenn Frankfurt ihm Zeit gibt, wird Pokel wieder das tun, was er am besten kann: aus Mist Gold machen. Und aus Guten etwas Besonderes.
Fazit
Tom Pokel steht sinnbildlich für das, was deutsches Eishockey braucht: Nachhaltigkeit, Disziplin und die Bereitschaft, sich nicht vom Trend treiben zu lassen. Dass Frankfurt jetzt auf ihn setzt, ist kein Zufall sondern ein kleiner Sieg für den nüchternen, ehrlichen Eishockey-Verstand.



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