Bremerhavens kalter Wind: Wenn das Eis unter dem Nachwuchs bricht

In Bremerhaven friert nicht nur das Eis in der Halle sondern langsam auch die Stimmung. Zwischen Haushaltsloch, Sparbeschlüssen und steigenden Energiekosten droht ausgerechnet das Fundament zu schmelzen, auf dem der Eishockey-Wahnsinn an der Küste steht: der Nachwuchs.

Der Roll- und Eissport-Verein Bremerhaven (REV), seit Jahrzehnten das Rückgrat des Eissports in der Stadt, schlägt Alarm.

Die Stadt hat die Nutzungsentgelte für die Eisarena um satte 34 Prozent erhöht. Klingt technisch ist aber brutal konkret:

Mehr Kosten pro Training, mehr Aufwand pro Eiszeit, weniger Geld für das, was den Sport am Leben hält Kinder, Jugendliche, Breite.

„Gegebenenfalls müssen wir unser Angebot ab 2026 einstellen“, warnt der Verein.

Ein Satz, der so leise daherkommt wie eine Warnlampe, die erst blinkt, wenn es eigentlich schon zu spät ist.

Sparen bis das Eis knackt

Die Stadt Bremerhaven muss sparen insgesamt über 80 Millionen Euro bis 2027.

Klingt nach Finanzpolitik, fühlt sich aber an wie ein Schlag mit dem Schläger gegen die Bande: hart, laut, unausweichlich.

Und wie so oft trifft’s zuerst die, die keine dicken TV-Verträge haben: den Breitensport.

Der Magistrat versucht gegenzusteuern Zuschüsse hier, Unterstützung dort –, doch die Realität ist, dass Energiepreise, Hallenkosten und Personalaufwand schneller wachsen als jeder Rettungsschirm.

Im Klartext: Wer in Bremerhaven aufs Eis will, zahlt künftig ordentlich drauf.

Die Fischtown Pinguins Profis mit Nachwuchsproblem

Für die Fischtown Pinguins, das sympathische Underdog-Team aus der DEL, ist das mehr als nur ein lokales Problem.

Denn in der Deutschen Eishockey Liga gilt: Ohne Nachwuchs keine Lizenz. Jeder Club muss eine funktionierende Nachwuchsförderung vorweisen entweder selbst oder durch Kooperation mit einem anerkannten Verein. Und genau dieser Partner der Pinguins ist richtig geraten der REV Bremerhaven.

Wenn der REV wankt, wankt also auch das Fundament der Profis. Die Nachwuchspflicht ist nicht optional, sie ist eine Lizenzbedingung. Fällt der Nachwuchs weg, muss Bremerhaven sich einen Ersatz suchen theoretisch vielleicht in Bremen, praktisch aber kaum umsetzbar.

Denn Eishockey lebt von Nähe, von Identität, vom „Das ist unser Junge aus dem Verein“.

Zwischen Kühlschrank und Katastrophe

Dabei ist das System in Bremerhaven eigentlich ein kleines Wunder. Ein winziger Standort, eine alte Eisarena, ein Etat, der im DEL-Vergleich kaum fürs Busgeld reicht und trotzdem jedes Jahr Playoff-Luft.

Die Pinguins leben von Leidenschaft, vom Stolz einer Stadt, die ihre Mannschaft liebt. Aber wenn der Nachwuchs verschwindet, verschwindet langfristig auch genau das, was die Pinguins ausmacht: die Verbindung zwischen Schulkind auf Kufen und Erstliga-Profi im rot-blauen Trikot.

Was jetzt passieren muss

Es geht also nicht nur um ein paar Euro auf einer Haushaltsseite. Es geht darum, ob Bremerhaven auch in zehn Jahren noch Eishockey-Stadt ist oder nur noch eine schöne Erinnerung mit einem leeren Eisstadion.

Die Stadt muss eine Lösung finden, die den Breitensport schützt, und die Pinguins müssen vielleicht stärker denn je in den eigenen Unterbau investieren, um ihre Lizenz und ihre Identität zu sichern.

Denn wenn in Bremerhaven das Eis wirklich schmilzt, dann nicht wegen des Klimas sondern weil Politik und Leidenschaft nicht mehr in dieselbe Richtung laufen