Zwischen Frust und Euphorie: die Ice Tigers schwanken zwischen Lehrstück und Wundertüte

Eine Woche voller Gegensätze für die Nürnberg Ice Tigers: Erst ein offenes Scheibenschießen in Ingolstadt, das am Ende bitter verloren ging, dann ein wildes, emotionales Comeback gegen Bremerhaven, das die Arena am Sonntag beben ließ. Eishockey, wie es die Fans in Nürnberg so sehr lieben mit allem, was dazugehört: Tempo, Chaos, Leidenschaft und Drama bis zur letzten Sekunde.

Freitag: Ein guter Start, ein gebrochenes Bein und zu viele Gegentore

Es begann eigentlich vielversprechend. Brett Murray, gerade erst in Nürnberg gelandet, stand schon 24 Stunden später für sein neues Team auf dem Eis. Und die Ice Tigers, personell ohnehin auf dem Zahnfleisch, lieferten zunächst ein richtig starkes Auftaktdrittel ab. Cody Haiskanen eröffnete mit einem Schuss in den Winkel, Constantin Braun und Marcus Weber legten cool nach 3:1 nach 20 Minuten, alles unter Kontrolle.

Doch was danach passierte, war ein Musterbeispiel dafür, wie schnell Eishockey kippen kann. Ingolstadt kam im Powerplay ran, traf dann zum Ausgleich, und plötzlich war der Flow der Ice Tigers dahin. Statt klarer Strukturen: Unsicherheiten, verlorene Zweikämpfe, Pech im Abschluss. Philipp Krauß drehte das Spiel, Riley Barber und Abbott Girduckis setzten in Überzahl den Deckel drauf.

Ein 4:7 steht am Ende auf der Anzeigetafel ein Ergebnis, das die Geschichte nicht ganz erzählt. Bitterer noch: Goalie Evan Fitzpatrick verletzte sich im letzten Drittel und musste raus. Ein Abend, der eigentlich stark begann und mit einer ziemlich schweren Hypothek endete.

Sonntag: Vom Videofrust zum Vulkanausbruch

Zwei Tage später: anderes Spiel, andere Energie. Vor heimischem Publikum gegen Bremerhaven zeigte Nürnberg genau das Gesicht, das man sehen will. Aggressiv, zielstrebig, mit Biss. Schon in der Anfangsphase hätten die Ice Tigers führen können, doch Leon Hungerecker im Pinguins-Tor hatte was dagegen und auch der Videobeweis, der einen vermeintlichen Treffer von Owen Headrick einkassierte.

Im zweiten Drittel fiel dann endlich der hochverdiente erste Treffer: Brett Murray fälschte einen Schuss von Julius Karrer ab, kurz darauf stellte Headrick auf 2:0. Es roch nach Kontrolle, nach Erleichterung doch Bremerhaven kam zurück. Akito Hirose und Bennet Roßmy brachten das Momentum zurück auf die andere Seite.

Im Schlussdrittel schien sich das alte Nürnberg-Gespenst wieder zu melden: Rückstand im Powerplay, Spiel droht zu kippen, Frust liegt in der Luft. Aber diesmal nicht. Diesmal stemmten sie sich dagegen. Cole Maier glich mit einem frechen Bauerntrick aus und als sich alle schon auf die Verlängerung eingestellt hatten, kam der Moment des Abends: Evan Barratt legte quer, Thomas Heigl zog ab, 24 Sekunden vor Schluss drin. 4:3. Und plötzlich war alles da: Jubel, Erleichterung, pure Emotion.

Fazit

Ingolstadt war ein Rückschlag, Bremerhaven ein Statement. Zwei Spiele, die zeigen, dass diese Ice Tigers zwar noch auf der Suche nach Konstanz sind, aber längst bewiesen haben, dass sie Charakter besitzen. Zwischen Frust und Euphorie liegt oft nur ein Wochenende und manchmal auch nur ein Handgelenkschuss.