Erich Kühnhackl“Der Lange“ der das Spiel beugte

Es gibt Spieler, die Punkte machen.

Und es gibt Spieler, die Spiele verändern.

Erich Kühnhackl war beides nur eben größer, schwerer, unaufhaltsamer.

Wenn der 1,95 Meter große Stürmer über das Eis glitt, schien die Physik selbst kurz nachzurechnen, ob das erlaubt ist. Kühnhackl war kein Spieler, er war ein Ereignis. Ein Schrank auf Kufen, ja aber einer, der tanzen konnte.

Er kam 1968 nach Deutschland, ein Junge aus der Tschechoslowakei, der gerade so dem politischen Frost entkam. Was er in der alten Heimat zurückließ, fand er auf dem Eis wieder: Kälte, Klarheit, Kampf. Und er machte sie zu seiner Bühne.

In Landshut wurde er zur Legende. Beim KEC zur Naturgewalt. Über 700 Tore, ungezählte Vorlagen aber Statistiken sind bei Kühnhackl nur Krümel am Rande eines Festmahls. Was ihn wirklich unsterblich machte, war diese Aura, dieser Moment, wenn er den Puck nahm und alle wussten: Jetzt wird’s ernst.

Er war kein eleganter Spieler im klassischen Sinn. Er war zu massiv, zu ungestüm, zu menschlich dafür. Aber wenn er die Scheibe kontrollierte, dann war das wie ein Frachtzug mit Gefühl. Die Verteidiger prallten ab, die Torhüter sahen Gespenster. Und hinter all dem Bollwerk: ein Lächeln.

Denn Kühnhackl wusste, dass Hockey mehr ist als nur Sieg oder Niederlage. Es ist Ausdruck. Identität. Eine Sprache, die man mit Herzschlägen spricht.

1976, Innsbruck. Bronze für Deutschland ein Sieg, der wie Gold glänzte. Kühnhackl war der Anker, der Kapitän, der Beweis, dass deutsche Eishockeyspieler nicht nur mitfahren, sondern führen können. Jahrzehnte später nannte man ihn den Spieler des Jahrhunderts. Und das passte: Denn er spielte nicht nur in einer anderen Liga er spielte in einer anderen Zeitrechnung.

Nach seiner aktiven Karriere blieb er da, wo er hingehört: mitten im Spiel. Als Trainer, Funktionär, Mentor. Und irgendwann gründete er seine eigene Stiftung, um das weiterzugeben, was ihn groß gemacht hatte: Leidenschaft.

Heute, wenn man die alten Aufnahmen sieht diesen langen Körper, der sich in Bewegung setzt, diesen Puck, der seinem Willen folgt dann versteht man, warum er so besonders war.

Erich Kühnhackl war mehr als ein Spieler.

Er war ein physisches Gedicht.

Ein Kapitel in Stahl, Schweiß und Stil.