
Es ist wieder einer dieser Momente, in denen Connor McDavid die NHL-Welt mit einer Entscheidung überrascht, die so kühl kalkuliert ist, dass sie fast künstlerisch wirkt. Zwei Jahre, 25 Millionen Dollar. Kein “lifetime deal”, keine romantische Bindung an die Stadt, die ihn zur Legende gemacht hat – sondern ein Vertrag, der mehr über die Zukunft der Liga verrät als über McDavid selbst.
Der beste Spieler der Welt bleibt aber nur auf Probe
Nach der Stanley-Cup-Saison war klar: McDavid würde bleiben. Aber wie? Die Edmonton Oilers sind ein Team im goldenen, aber teuren Zeitalter. Draisaitl, Bouchard, Nurse die Payroll liest sich wie die Forbes-Liste der bestbezahlten Kanadier.
Und mitten drin: McDavid, der sich statt für den dicken Achtjahresvertrag lieber für die strategisch elegante Mini-Verlängerung entscheidet. 12,5 Millionen Dollar pro Jahr – das ist fast bescheiden, wenn man bedenkt, dass Draisaitl seit seiner Mega-Extension (8 Jahre, 112 Millionen) nun der Topverdiener der NHL ist. Der Deutsche kassiert im Schnitt 14 Millionen jährlich und trägt seine neue Goldkette wohl mit einem leichten Grinsen, das irgendwo zwischen Stolz und „endlich mal mehr als Connor“ liegt.
Der Salary Cap McDavids unsichtbarer Gegner
Das eigentliche Spiel findet aber nicht auf dem Eis statt, sondern in den Excel-Tabellen der Cap-Analysten.
Der NHL-Salary-Cap liegt derzeit bei 95,5 Mio USD und soll laut Projektionen bis 2029 auf rund 128 Mio steigen. Das sind über 30 % mehr Spielraum und genau das ist McDavids Plan. Mit seinen 12,5 Millionen beansprucht er aktuell etwa 13 % des Team-Caps. In zwei Jahren, wenn der Cap wächst, sinkt sein relativer Anteil auf etwa 11 %. Und das bedeutet:
→ Mehr Flexibilität für die Oilers
→ Mehr Spielraum für seinen nächsten Zahltag
Wenn der Cap tatsächlich so explodiert wie prognostiziert, könnte McDavids nächster Vertrag (2028 oder 2029) locker bei 16 bis 18 Mio USD pro Jahr landen ohne dass Edmonton in der Cap-Hölle landet. Cleverer geht’s kaum.
Ein Vertrag mit versteckter Botschaft
Viele Fans sehen in McDavids 2-Jahres-Deal ein Zeichen von Zurückhaltung. In Wahrheit ist es ein Statement.
Er glaubt an Edmonton, aber nur solange das Fenster offen bleibt.
Er glaubt an Draisaitl, aber nur solange beide das Team tragen können. Und er glaubt an den Salary Cap, weil er weiß, dass dieser in zwei Jahren sein bester Freund sein wird. Was Edmonton jetzt hat, ist kein ewiger Schwur, sondern ein gegenseitiger Handschlag:
„Ich bleibe, wenn ihr weiter alles gebt.“
Und Draisaitl? Der perfekte Gegenpol
Während McDavid die Pokerkarten in der Hand behält, hat Leon Draisaitl längst all-in gespielt.
Acht Jahre, keine Ausstiegsklausel, volle no-move clause.
Er ist der sichere Anker, der emotionale Gegenpol zur analytischen Brillanz seines Kapitäns. In der Kabine nennen sie ihn längst „den ruhigen Deutschen“ – doch in Wahrheit ist Draisaitl der, der das langfristige Risiko trägt, während McDavid auf den steigenden Markt wartet.
Was das für die Oilers bedeutet
Kurzfristig: Edmonton bleibt ein Contender.
Mittelfristig: Die Buchhaltung wird zum spannendsten Spiel der Saison.
Langfristig: Wenn der Cap steigt, wird McDavid zum teuersten Spieler der Liga und Draisaitl könnte plötzlich unterbezahlt wirken.
Was McDavid hier tut, ist kein Zufall. Es ist ein perfektes Beispiel für das, was man in der NHL selten sieht: Macht, die mit Bedacht ausgeübt wird. Kein Ego-Trip, sondern ökonomische Meisterklasse.
Fazit: Das Schachspiel geht weiter
Connor McDavid spielt Schach, während viele andere noch Puck schießen. Sein Zwei-Jahres-Deal ist kein Kompromiss, sondern ein Signal: Er kennt den Markt, den Cap, seine Macht und setzt alles so, dass Edmonton ihn braucht, aber nie besitzt.
Und irgendwo, zwischen den Zeilen seines neuen Vertrags, steht die vielleicht ehrlichste Botschaft, die man von ihm bekommen kann:
„Ich bleibe, weil wir gewinnen können. Aber ich bleibe nur, solange wir gewinnen.“


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