
Bayern, August 2025 – In der Eishockey-Bayernliga haben sich 14 von 16 Vereinen auf eine freiwillige Selbstverpflichtung geeinigt: Künftig sollen pro Spiel maximal drei Spieler ohne deutschen Pass – sogenannte Kontingentspieler – eingesetzt werden. Das Ziel: mehr Chancengleichheit, stärkere Förderung einheimischer Talente und eine bewusste Reaktion auf die zunehmende Internationalisierung der Liga.
Freiwillige Einigung statt Verbandsregel
Die Beschränkung ist kein offizieller Beschluss des Bayerischen Eissport-Verbands (BEV), sondern eine Art „Gentlemen’s Agreement“ unter den Clubs. Der Verband selbst ist nicht unmittelbar beteiligt – eine frühzeitig kursierende Version der Einigung trug sogar irrtümlich das BEV-Logo, was zu Missverständnissen führte.
Die Vereinbarung soll die sportliche Balance innerhalb der Liga wahren. In der Vergangenheit hatten einzelne Teams mit vielen ausländischen Spielern – vor allem aus EU-Staaten – für Diskussionen gesorgt. Weil EU-Recht keine Begrenzung von EU-Bürgern erlaubt, konnten Vereine rein theoretisch unbegrenzt Spieler aus Ländern wie Tschechien, Slowakei oder Schweden einsetzen.
Zwei Vereine machen nicht mit
Nicht alle Clubs tragen die freiwillige Begrenzung mit: Der ESV Burgau und der ERV Schweinfurt verweigerten ihre Unterschrift. Beide berufen sich auf das geltende EU-Freizügigkeitsrecht, das eine Diskriminierung von EU-Staatsbürgern verbietet.
Kritik kommt unter anderem vom TEV Miesbach, der die Entscheidung der beiden Clubs als „unsolidarisch“ empfindet. Trainer und Funktionäre anderer Vereine befürchten eine Wettbewerbsverzerrung, sollten einzelne Teams weiterhin mit deutlich mehr Kontingentspielern antreten.
Widerspruch zu EU-Recht?
Formal ist die freiwillige Beschränkung rechtlich nicht bindend. In den offiziellen Durchführungsbestimmungen des BEV gilt weiterhin: Maximal zwei Nicht-EU-Ausländer pro Spiel sind erlaubt. Für Spieler mit EU-Pass bestehen hingegen keine Begrenzungen – was durch europäisches Arbeitsrecht gedeckt ist. Die neue Vereinbarung geht also über das bestehende Reglement hinaus und basiert allein auf gegenseitigem Vertrauen.
Ein Signal für Nachwuchsförderung
Trotz rechtlicher Grauzonen werten viele die Einigung als positives Signal. „Wir wollen unseren eigenen Talenten wieder mehr Raum geben“, erklärt ein Funktionär des ESC Kempten. Vor allem kleinere Vereine, die finanziell nicht mit ausländisch stark besetzten Teams mithalten können, hoffen auf eine sportliche Entzerrung und gerechtere Bedingungen.
Ob sich das Gentlemen’s Agreement langfristig durchsetzt, hängt nun von der Solidarität unter den Vereinen ab. Sollte es zu Verstößen kommen oder einzelne Clubs weiterhin deutlich mehr ausländische Spieler einsetzen, könnten Diskussionen um eine offizielle Regulierung durch den Verband erneut aufflammen.


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