Freispruch im Missbrauchsprozess: Zukunft der NHL-Spieler bleibt ungewiss

Foto: FAZ

Die monatelange öffentliche und juristische Auseinandersetzung um fünf ehemalige Mitglieder des kanadischen Junioren-Nationalteams hat mit einem spektakulären Freispruch geendet. Die NHL-Profis Carter Hart, Cal Foote, Dillon Dubé, Michael McLeod und Alex Formenton wurden am 24. Juli 2025 von einem kanadischen Gericht vom Vorwurf der sexuellen Nötigung freigesprochen. Dennoch ist ihre sportliche Zukunft alles andere als gesichert.

Der Fall: Ein jahrelanger Schatten über dem kanadischen Eishockey

Die Vorwürfe gegen die Spieler gehen auf eine mutmaßliche Gruppenvergewaltigung im Juni 2018 nach einer Hockey-Canada-Gala in London, Ontario zurück. Die Klägerin hatte behauptet, von mehreren Spielern sexuell missbraucht worden zu sein. Die ersten Ermittlungen waren 2019 eingestellt worden, wurden jedoch 2022 im Zuge des wachsenden öffentlichen Drucks und neuer Informationen wieder aufgenommen.

Im Januar 2024 erhob die Polizei formelle Anklage. Michael McLeod wurde dabei zusätzlich der Beihilfe zum sexuellen Übergriff beschuldigt. Der Prozess begann im Frühjahr 2025 und wurde von großem medialem Interesse begleitet. Zwei Anläufe mit Geschworenen scheiterten an Verfahrensproblemen; schließlich urteilte Richterin Maria Carroccia ohne Jury.

Das Urteil: Freispruch mangels Beweisen

Die Richterin erklärte in ihrer Urteilsbegründung, dass die Beweislage nicht ausreiche, um eine Schuld zweifelsfrei festzustellen. Die Aussagen der Klägerin seien in wesentlichen Punkten widersprüchlich gewesen. Zwar sei der Vorfall „zweifellos verstörend und moralisch fragwürdig“, so Carroccia, doch genüge dies nicht für eine strafrechtliche Verurteilung.

Der Freispruch bedeutet, dass alle fünf Angeklagten strafrechtlich entlastet sind – es findet kein weiteres Verfahren statt.

Konsequenzen für die Karriere: Kein einfacher Weg zurück

Trotz des juristischen Freispruchs bleibt die Zukunft der Spieler in der NHL unsicher. Alle fünf sind derzeit vertragslos. Die Liga erklärte in einer Stellungnahme, dass sie eine interne Prüfung des Falls durchführe und bis dahin keine Lizenzen oder Vertragsgenehmigungen ausstellen werde.

Einzelschicksale:

Carter Hart (ehemals Flyers), Cal Foote (zuletzt Devils) und Dillon Dubé (ehemals Flames) stehen ohne Verein da – ein Comeback scheint ungewiss. Michael McLeod, einst ein fester Bestandteil der New Jersey Devils, erhielt nach seiner Suspendierung kein neues Vertragsangebot. Alex Formenton, der schon seit 2022 kein NHL-Spiel mehr bestritten hat, hat sich Medienberichten zufolge beruflich neu orientiert und arbeitet mittlerweile in der Baubranche.

Gesellschaftlicher Nachhall: Ein tiefer Riss bleibt

Unabhängig vom Urteil hat der Fall tiefe Spuren hinterlassen – sowohl im kanadischen Eishockey als auch im öffentlichen Bewusstsein. Die Rolle von Hockey Canada, das die Vorwürfe ursprünglich intern behandelte und mit Schweigegeldzahlungen in Verbindung gebracht wurde, steht weiterhin in der Kritik. Der Verband hat mittlerweile umfangreiche Reformen angekündigt.

NHL-Freispruch: Liga hält Spieler weiter außen vor – NHLPA fordert Rückkehr

Trotz des Freispruchs der fünf NHL-Spieler Carter Hart, Cal Foote, Dillon Dubé, Michael McLeod und Alex Formenton im aufsehenerregenden Missbrauchsprozess will die Liga die Betroffenen vorerst nicht zurück in den Spielbetrieb lassen. Die NHL kündigte eine umfassende interne Überprüfung an und betonte, dass das beschriebene Verhalten – unabhängig vom juristischen Urteil – als „inakzeptabel“ gelte. Bis zum Abschluss dieser Prüfung bleiben die Spieler offiziell nicht spielberechtigt.

Die Spielergewerkschaft NHLPA reagierte prompt und kritisierte die Haltung der Liga scharf. Man sehe keine rechtliche oder vertragliche Grundlage für eine fortgesetzte Suspendierung. Da alle fünf freigesprochen wurden, müsse laut NHLPA eine sofortige Wiedereingliederung erfolgen. Die Verzögerung verstoße gegen den geltenden Tarifvertrag, hieß es.

Während die Justiz den Fall abgeschlossen hat, geht der Konflikt zwischen Liga und Gewerkschaft nun in die nächste Runde. Wann eine Entscheidung über die sportliche Zukunft der Spieler fällt, bleibt ungewiss.